Das Kommunikationsquadrat

Das Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun besteht aus vier Ebenen. Es werden immer mindestens zwei Personen benötigt, eine sendende Person und eine empfangende Person. Sendende haben vier Schnäbel und Empfangende vier Ohren. Die Informationen, die ich als sendende Person von mir Preis gebe, enthalten auf allen Ebenen eine Botschaft für die empfangende Person. Selbst, wenn keine Absicht hinter dem steckt, was ich sagen möchte, gebe ich der Person gegenüber Infos über alle Ebenen. Wie Paul Watzlawick schon sagte: ,,Man kann nicht nicht kommunizieren“.
Die vier Seiten einer Äußerung
Sachebene
Hier steht die Sachinformation im Vordergrund. Es geht um Daten, Fakten und Sachverhalte. Die sendende Person muss den Sachverhalt verständlich und deutlich schildern, da es sonst zu Missverständnissen kommen kann. Die empfangende Person ordnet die Informationen ein und beurteilt sie durch drei Kriterien: zutreffend oder unzutreffend, relevant oder irrelevant, ausreichend oder unzureichend. Nach den Kriterien wird die empfangende Person dann reagieren. Auf der Sachebene herrscht der geringste Interpretationsspielraum. Die Gefahr von Missverständnissen sinkt, wenn sich die sendende Person präzise ausdrückt. Den meisten Menschen ist nur diese Ebene bewusst, ihnen fällt häufig nicht auf, dass sie noch weitaus mehr Informationen durch ihre Aussage übermitteln.
Selbstkundgabe
Bei jeder Aussage, die man tätigt, offenbart man gewollt oder auch ungewollt etwas über seine Persönlichkeit. Dies entspricht der Ebene Selbstkundgabe. Beispielsweise kann man etwas über die Gefühle, Werte, Eigenschaften oder Bedürfnisse erfahren. Selbstkundgabe kann explizit als Ich-Botschaft oder implizit ablaufen. Wenn die sendene Person mit dem Selbstkundgabe-Schnabel Informationen unbewusst oder bewusst verbreitet, nimmt die empfangende Person dies mit dem Selbstkundgabe-Ohr auf: Wie fühlt sich mein Gegenüber? Was wünscht sie oder er sich? Was fehlt ihr oder ihm?
Beziehungsebene
Auf der Beziehungsebene zeigt sich, wie ich zum Gegenüber stehe, was ich von ihr oder ihm halte. Die Ebene enthält sämtliche Hinweise, die die Verbindung von sendender Person zu emfpangender Person charakterisieren. Diese Hinweise äußern sich durch die Art und Weise der Formulierungen, Tonfall, Mimik und Gestik. Auch hier können die Hinweise implizit oder explizit sein. Formulierungen können eindeutig sein oder als versteckte Andeutungen vermittelt werden. Die Gefühle, die die empfangende Person dabei empfindet, können von Wertschätzung und Respekt bis hin zu Ablehnung und Missachtung reichen.
Appell
Beim Appell möchte die sendene Person etwas bei der empfangenden Person erreichen. Dies können z.B. Wünsche, Ratschläge und vieles mehr sein. Die sendende Person formuliert den Appell offen oder verdeckt an den Kommunikationspartner. Meistens steckt jedoch hinter dem Appell eine Intention, um etwas bei der anderen Person zu bewirken. Die empfangende Person fragt sich dann auf dem Appell-Ohr: Was soll ich (nicht) tun, denken oder fühlen?
Unser Beispiel aus den vorhergehenden Kapiteln geht weiter...
Als Susanne verspätet in die Teamsitzung kommt, sagt Anastasia: ,,Es ist Viertel vor zwei. Die Teamsitzung beginnt schon um halb zwei“.
Was würde das für die vier Ebenen bedeuten?
Sachinhalt: Es ist 13:45 Uhr. Die Teamsitzung fängt um 13:30 Uhr an.
Selbstoffenbarung: Mir ist Pünktlichkeit sehr wichtig.
Beziehungsseite: Ich möchte, dass du pünktlich kommst, erkläre mir bitte, wieso du zu spät kommst?
Appell: Bitte komme beim nächsten Mal pünktlich oder sag vorher Bescheid.
Schultz von Thun ist der Meinung, dass sich eine gestörte Kommunikation auf ein unterschiedliches Verständnis der einzelnen Ebenen zurückführen lässt. Das Modell kann in jedem Kontext zum Einsatz kommen, es müssen nur mindestens zwei Personen vorhanden sein. Konflikte können durch sein Modell verhindert werden, wenn man dadurch sein eigenes Verständnis von Kommunikation reflektiert.